Friedensstraße in Rosdorf, eine Kreuzung, ein Gedenkstein. Mitten im Dorf. Eine Besiedlung mit Ein-und Zweifamilienhäusern. Alles strahlt Biederkeit aus, schön ordentlich, sauber gefegte Wege. Es fällt schwer, sich vorzustellen, was hier in der Silvesternacht 1990/1991 passierte.
30 Jahre nach der Ermordung von Alexander Selchow hat sich eine Gruppe gefunden, um zu erinnern und zu gedenken. Es tut weh, auf dem Friedhof den Grabstein mit seinem Foto zu betrachten. Ein lächelnder junger Mann, fast noch ein Kindergesicht mit seinen 21 Jahren.
Erstochen von zwei rechtsradikalen Jugendlichen. Man war möglicherweise bekannt miteinander. Das Zusammentreffen ein Zufall. Alexander auf dem Weg zu seiner Großmutter. Die beiden Täter aufgeheizt durch Party, rechtsradikalem Gegröle...Alkohol, dann das Messer... - Er hatte keine Chance und ist verblutet.
Angeblich eine Beziehungstat. Für andere war es Mord. Ausgeübt von Jugendlichen aus der rechtsradikalen Szene. Bis heute bleibt eine offene Wunde.
Betroffenheit stellt sich bei mir ein. Sind doch meine Kinder damals in dem gleichen Alter wie Alexander gewesen. Auch sie wurden häufiger mit rechter Gewalt konfrontiert. Entrüstet berichteten sie von Polizeieinsätzen bei Demonstrationen. In voller Montur standen Polizisten mit dem Rücken zu den Rechtsradikalen und nahmen die Gegendemonstranten, auch meine Kinder, ins Visier. Solche Erfahrungen bleiben unvergessen.
Brigitta Brandt
Projektleitung: Laura Marahrens, Freie Altenarbeit Göttingen e.V.,
Am Goldgraben 14, 37073 Göttingen, Tel. 0551 – 43606, E-Mail: kontakt@ortemitgeschichte.de
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