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Am Grab

 

Unsere Gruppe ist am Friedhof in Rosdorf, wir sitzen und einige stehen, in der Nähe des Grabes von Alexander Selchow. Dies ist die 2. Station unserer Begehung des Erinnerungsweges zum Gedenken an Alexander. Ein Bild von ihm ist an dem Stein angebracht; ein schönes junges Gesicht mit dunklen Haaren.

 

Geboren 29.11.1969 - Gestorben 1.1.1991.

 

Er wurde Opfer einer Gewalttat in der Silvesternacht, in einer ruhigen Wohnstrasse, der Friedensstrasse. Dort an der 1. Station erhielten wir bereits Informationen von unserem Begleiter zu dem brutalen Geschehen. Nun hier am Friedhof erfahren wir Weiteres.

 

Alexander war, von einer Party kommend, auf dem Weg zu seiner Grossmutter um ihr ein Gutes Neues Jahr zu wünschen. Er kam dort nicht an. Attackiert von 2 Skinheads, 17 und 18 Jahre alt, wurde er niedergeworfen, getreten und erstochen. Alexander verstarb im Krankenhaus, keine Rettung war mehr möglich.

 

Warum diese Grausamkeit ? Es begegnen sich drei junge Männer aus einem Ort in der Dunkelheit, zwei sind Mitglieder einer Neonazigruppe, einer ist ein Einzelgänger. Oft gekleidet wie ein Grufti. Sie kannten sich, am Nachmittag des Silvestertages war es zu einem Konflikt am Haus der Grossmutter gekommen. Einige Skinheads warfen Böller, Alexander rief ihnen zu dies zu unterlassen. Und später dann in der Nacht der Mord. An einem Andersdenkenden? An Jemandem der sich traute der Gruppe verbal Paroli zu bieten? Meine Gedanken, diese Fragen sind quälend und eine eindeutige Antwort wird es nicht geben.

 

Jetzt am Grab von Alexander, in Stille ein Gebet sprechend, muss ich an seine Angehörigen denken. Wie wir erfahren lebt seine Mutter noch, in einem Seniorenheim. Geschwister hatte er nicht. Wie sehr wird sie trauern und damals gelitten haben, den einzigen Sohn so jung zu verlieren. Ermordet.

Die Täter wurden gefasst, zu milde verurteilt, nach dem Jugendstrafrecht und nur für Totschlag. Eine Einstufung des Todes von Alexander durch "rechte Gewalt " erfolgte bis heute nicht. Obwohl seine Mutter lange dafür gekämpft hatte.

 

Der Erinnerungsweg für Alexander Selchow mit seinen 10 Stationen, in 2021 eröffnet, bringt verschiedene Aspekte der damaligen Bedingungen zur Entstehung von rechtsradikalen Gruppen in Bezug.

Zugleich liegt darin eine Mahnung für das Heute.

 

i.hp.

 

Projektleitung: Laura Marahrens, Freie Altenarbeit Göttingen e.V.,

Am Goldgraben 14, 37073 Göttingen, Tel. 0551 – 43606, E-Mail: kontakt@ortemitgeschichte.de

 


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Projektleitung:

Laura Marahrens

Dieses Projekt ist Teil der „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen“. Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“

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