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Gegen die Kraft solcher Kinder kommt keiner an

 

Es ist so still hier. Nur sanfter Sommerwind bewegt die hohen Gräser, sie kitzeln meine nackten Füße. Fern muht ein Rind, eine Taube gurrt - der Wind rauscht sacht in meinen Ohren. Ein Schmetterling gleitet von Blüte zu Blüte. Ganz leise ist sogar das Summen einer kleinen Hummel zu hören.

Vor einiger Zeit wurde gemäht. Das Gras steht schon wieder etwas höher - kein englischer Rasen, nur Wiese voller Blumen. Zwei Kreise sind ausgespart, hier stehen Gräser und Witwenblumen richtig hoch, werden noch überragt von Disteln und wilder Möhre, klein duckt sich dazwischen Rotklee. Bienen in den Witwenblumen und im Klee. Weit ab brummt ein Traktor das Sträßchen hoch.

Sommerhitze! Aus dem Dorf, das unter uns im Tal liegt, klingen wie von Ferne herangeweht Kinderstimmen.

Ich setze mich in den Schatten ins Gras. Lange habe ich am schmiedeeisernen Eingangstor gestanden. Hier stehe ich oft bei meinen Spaziergängen zum Eschenberg, verweile ein wenig, sehe zu den Grabsteinen hinauf, die Wiese steigt leicht an, dort oben stehen die Grabsteine in Reihen hintereinander. Ich weiß, dass viele fehlen, wurden zu Mauerwerk, zu Wegepflaster, zu Hauswänden im Dorf.

Es hat lange gedauert, bis die, die wie Schutt am Feldrand lagen, wieder aufgestellt wurden. Vielleicht liegen noch einige unter Erde und Wiese hier hinter der Hecke. Eine Weißdornhecke schützt die Friedhofswiese, schützt vor Blicken. Das Eingangstor mit dem Davidstern wird nie zugesperrt. Hier kann man immer zu Gast sein.

Und ich bin immer der einzige Gast auf meinen Spaziergängen. Lege einen schönen Stein auf einen der Grabsteine, jedes mal auf einen anderen. Noch habe ich nicht auf alle Grabsteine einen Stein gelegt.

Heute bin ich nicht alleine hier. Heute sitzen im Schatten der Weißdornhecke wie aufgereiht überwiegend ältere und sehr alte Menschen und schweigen und schreiben.

In der Nähe der Grabsteine sitzt aber auch meine Enkelin und schweigt und schreibt und zeichnet. Welcher Trost - welcher Hoffnung in diesen Zeiten. Sollen sie doch nur zwei Kilometer von hier entfernt wählen, wen sie wollen! Gegen die Kraft solcher Kinder und gegen die Kraft der Alten, die hier sitzen und schreiben, wird keiner ankommen!

 

KH

 

Projektleitung: Laura Marahrens, Freie Altenarbeit Göttingen e.V.,

Am Goldgraben 14, 37073 Göttingen, Tel. 0551 – 43606, E-Mail: kontakt@ortemitgeschichte.de

 


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Dieses Projekt wird gefördert von:

Projektleitung:

Laura Marahrens

Dieses Projekt ist Teil der „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen“. Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“

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