Endlich angekommen. Der Magen David (Davidstern) in der Gartenpforte begrüßt uns und lädt uns ein, einzutreten in das Haus der Ewigkeit (Beth Olam), in das Haus des Lebens. Die freudige Überraschung: Die Grabsteine stehen wieder. Ich hatte den Friedhof lediglich in seinem verwahrlosten Zustand mit den wahllos herumliegenden Grabsteinen in Erinnerung. Dieser Friedhof ist ja ein Zeugnis dafür, dass es hier in Bremke mal eine lebendige jüdische Gemeinde gab, von der wir wenig wissen. Ja, ein Haus des Lebens, steht doch auf den Grabsteinen zum Schluss immer der Spruch „Möge er oder sie eingebunden sein in das Bündel oder Buch des Lebens". Ich fühle mich mit meinen Gedanken an meine jüdische Familie heimisch in diesem Haus, in dieses Buch mit eingebunden. Damit ist der Friedhof ein lebendiger Ort, der die Kontinuität des einzelnen Lebens einbettet in den Gedanken der Ewigkeit. Zugleich fordert er auch auf, sich die Vergänglichkeit des eigenen Lebens bewusst zu machen. Die gut tuende Ruhe des Ortes lässt mich nachdenken über diesen Begriff der Ewigkeit, der sich mir auch durch die umliegende Landschaft erschließt. Der Eschenberg im Hintergrund, seit wieviel Jahren erhebt er sich schon und beherrscht das Landschaftsbild? Was heißt denn überhaupt „ewig“?
Die Gedanken gehen aber auch der Frage nach, wie das jüdische Alltagsleben in Bremke in früheren Zeiten, in der weit entfernten Vergangenheit ausgesehen haben mag? Damit verbunden sind aber auch die konkreten Vorstellungen vom grausamen Ende der Gemeinde, von den Deportationen in die Konzentrationslager, verbunden mit den Namen Meyerstein, Wertheim und Hirsch. Zum Glück hören wir auch von Nachfahren jüdischer Familien, die Bremke wieder besucht haben. Die auf den Grabsteinen liegenden Steine machen deutlich, dass die Menschen, die hier liegen, nicht vergessen sind. Die Umzäunung des Friedhofs mit den dichten Hecken schützt diesen Ort, einen friedlichen Hof, abseits vom Dorf, die bunte Wiese mit den Schmetterlingen vor der Reihe der Grabsteine hat eine wohltuende Wirkung auf mich, der Sommersonnentag tut noch das Seinige zum Aufenthalt an diesem besonderen Ort bei.
Wilhelm Behrendt
Projektleitung: Laura Marahrens, Freie Altenarbeit Göttingen e.V.,
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