Sie laufen mit Hüten im hohen Gras. Die Kleidung ist teuer, Stoffe aus Synthetik. Autotüren schlagen, vereinzelt ein Brummen von Motoren. Das Klicken des Auslösers der Digitalkamera. Bienen summen, Schmetterlinge taumeln vorbei. Der Himmel tiefblau. Die Steine stehen nebeneinander, versetzt, verschieden. Wegen ihnen sind sie gekommen. Weswegen? Wegen wem? Was? Warum das Schild am Straßenrand? So klein. Und die Hecke drum rum. Zum Schutz? Und das Tor offen. Eine Einladung? Der Stern aus Metall. Eine Spinne auf langen dünnen Beinen im Gras. Der Wind wie er immer schon war, als er in andere Kleider fuhr. Wer legt die Steine auf die Steine? Wer kennt noch die Namen? Die, die jetzt kommen haben geforscht, sind bemüht, sind nicht alle jüdisch. Sie können nicht erinnern. Sie können nur hören und versuchen zu fühlen:
Wir bauen Bilder in unseren Köpfen zu dem, was wir hören, was wir wissen. Wir senken den Blick, versuchen zu verstehen. Aber können wir das? Berührt uns das, wenn es uns nicht verletzt? Wo sind die Steine, die auf den Straßen zerrieben worden? Wo die Namen, die eingraviert standen? Wo die Gebeine? Die Erinnerung an diese Menschen? Fotos! Texte! Gedenktafeln! Grabsteine! Gebete!
Eine Wiese außerhalb des Dorfes. Menschen mit teuren Schuhen. Klappstühle zum Sitzen. Sonnencreme zum Schutz. Ist die aggressiver geworden oder ist es dieselbe heiße Scheibe am Firmament wie vor 85 Jahren?
Unsere Haut ist uns teuer. Was lassen wir noch hindurch??
Laura Marahrens
Projektleitung: Laura Marahrens, Freie Altenarbeit Göttingen e.V.,
Am Goldgraben 14, 37073 Göttingen, Tel. 0551 – 43606, E-Mail: kontakt@ortemitgeschichte.de
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